Artillery Sidewinder X1 V4

3D-Druck mit Filament: Einfach oder kompliziert? Tipps & Tricks für den ersten Einstieg

Zu Weihnachten habe ich mir gedacht, es wird einmal wieder Zeit für ein neues Hobby. Meine Frau rollte nur kurz mit den Augen. Sie kennt mich ja nun schon seit ein paar Jährchen.

Ich wollte mir einen 3D-Drucker zulegen und war zuerst von der schieren Menge der Angebots überrascht. Man sollte sich im Vorfeld bereits gut überlegen, was man zukünftig in der Hauptsache drucken will und sich für ein Druckverfahren entscheiden. Die beiden gängigsten 3D Druck Typen für Homeanwender in erschwinglichen Preisregionen sind Resin Drucker (Flüssigharz) und Extrusionsdrucker (Fused Deposition Modeling – FDM). Resin ist für kleinere Objekte mit vielen Details sehr gut geeignet. Hier wird das Druckobjekt Stück für Stück aus dem flüssigen Harz herausgehoben. FDM eignet sich für größere Objekte, die z.B. auch unterschiedliche Eigenschaften haben sollen, wie flexibel oder besonders starr sein. Man kann mit entsprechenden Profilen, einem perfekt kalibrierten Drucker und dem geeigneten Filament auch mit FDM Druckern sehr kleinteilige Modelle, wie z.B. Tabletop Figuren ausdrucken. Dafür muss man allerdings schon ein wenig tiefer einsteigen, seinen Drucker sehr genau kennen und eine Menge Geduld aufbringen. Da FDM Drucker das Model in Schichten auftragen, dauert ein Druck bei sehr feinaufgelösten Schichthöhen schon einmal mehrere Tage.

Nach unzähligen Recherchen habe ich mich für den Artillery Sidewinder X1 entschieden. Er weist einen Druckraum von 300 x 300 x 400 mm auf und kann auch verschiedene Filamentypen verarbeiten. Vom klassischen PLA über ABS bis zu PETG und flexible Materialien. Man kann auch andere Filamente wie Nylon und Carbonfaser verarbeiten, allerdings sind dazu erst ein paar kleinere Umbauten notwendig.

Für Filamente, die dauerhaft eine sehr hohe Schmelztemperatur benötigen, muss die Standard-Nozzle aus Messing durch ein besseres Modell, z.B. aus gehärtetem Stahl o.ä. ausgetauscht werden. Zudem ist für einige Filamente, wie ABS eine gleichbleibende Umgebungstemperatur notwendig. Das macht es auf dem Sidewinder etwas schwieriger, da er über kein geschlossenes Gehäuse verfügt.

Der Drucker war schnell aufgebaut, da er zum großen Teil vormontiert geliefert wurde. Bis zum ersten vernünftigen Model ist es allerdings ein weiter Weg. Um ein 3D Model drucken zu können, muss es erst in einem Slicer in eine für den Drucker verständliche Sprache übersetzt werden. Das Objekt wird dort in einzelne Schichten zerlegt und an Überhängen mit Stützen versehen, um es druckbar zu machen. Erst dann kann man das File an den Drucker per SD-Card oder USB-Stick übergeben.

3D Druck Tipps: Wer es etwas bequemer haben will und einen Raspberry Pi herumliegen hat, kann sich dort auch Octoprint installieren und den 3D Drucker fortan per Browser füttern, konfigurieren und nicht zuletzt überwachen. Wenn ihr die Software dauerhaft nutzt, unterstützt doch bitte Gina, sie macht hier einen super Job!

Zuerst habe ich mich nach Slicern umgesehen. Hier gibt es eine ganze Menge kostenfreie Programme und ein sehr beliebtes kostenpflichtiges Programm.

Slicer Cura

Zuerst habe ich mich ein wenig mit Cura beschäftigt. Hier gibt es eine riesige Community, was den Einstieg deutlich erleichtert. Man hat unzählige Konfigurationsmöglichkeiten und kann wirklich gute Ergebnisse erzielen. Der beliebte Slicer weist eine hohe Benutzerfreundlichkeit biete Unterstützung für verschiedene Dateiformate und Kompatibilität mit allen gängigen 3D-Druckern. Cura unterstützt Formate wie STL, OBJ, X3D, 3MF, BMP, GIF, JPG und PNG. Die Software ist kostenlos, in 15 Sprachen verfügbar und mit Windows, Mac und Linux kompatibel. Sie ist auch Teil des Ultimaker-Ökosystems und bietet Funktionen wie das Material Alliance Programm, das optimierte Druckprofile für verschiedene Filamente bereitstellt.

Die Vorteile von Cura liegen in seiner intuitiven Benutzeroberfläche, die sowohl für Anfänger als auch für erfahrene Benutzer geeignet ist. Im empfohlenen Modus können grundlegende Einstellungen mit wenigen Klicks vorgenommen werden, während der benutzerdefinierte Modus über 400 individuelle Einstellungsoptionen bietet. Cura bietet auch eine Vorschau-Funktion, um das Modell vor dem Druck zu visualisieren, und ermöglicht die Auswahl von Filamentprofilen, die automatisch die entsprechenden Einstellungen anpassen. Das Update auf Cura 5.2.1 brachte viele Fehlerkorrekturen und verbesserte Funktionen.

Nun zu den Vorteilen von Cura:

  • Hohe Benutzerfreundlichkeit mit intuitiver Benutzeroberfläche
  • Unterstützung verschiedener Dateiformate, einschließlich STL, OBJ, X3D, 3MF, BMP, GIF, JPG und PNG
  • Kompatibilität mit einer Vielzahl von 3D-Druckern, nicht nur Ultimaker
  • Kostenlos und in 15 Sprachen verfügbar
  • Kontinuierliche Weiterentwicklung und regelmäßige Updates

Einige mögliche Nachteile von Cura könnten sein:

  • Es kann zu Problemen mit mehreren externen Monitoren unter Windows kommen
  • Möglicherweise fehlende Unterstützung für detaillierte Teile

Das Material Alliance Programm von Cura bietet voreingestellte Druckprofile für verschiedene Filamente in Zusammenarbeit mit mehr als 80 Filamentherstellern weltweit. Dies erleichtert die Verwendung verschiedener Materialien und optimiert die Druckeinstellungen für beste Ergebnisse.

Was die kommende Version von Cura betrifft, sind Informationen über die zukünftige Entwicklung begrenzt. Es wurden jedoch bereits Pre-Release-Versionen wie Cura 5.3.0-alpha+xmas vorgestellt, die Verbesserungen wie eine Baumstützen-Implementierung und Fehlerkorrekturen bieten. Ultimaker plant auch, in der Version 5.3 weitere Probleme anzugehen, wie z.B. die Unterstützung für mehrere externe Monitore. Es ist ratsam, die offizielle Cura-Website und Ankündigungen der Community im Auge zu behalten, um über die neuesten Entwicklungen informiert zu bleiben.

Simplify3d vs Cura

Die Wahl zwischen Cura und Simplify3D hängt von den individuellen Bedürfnissen, dem Erfahrungsschatz und dem Budget des Benutzers ab. Cura ist kostenlos, einfach zu bedienen und eignet sich gut für Anfänger. Es bietet grundlegende Funktionen, eine aktive Online-Community und regelmäßige Updates. Die Anpassungsmöglichkeiten und die Kompatibilität mit verschiedenen 3D-Druckern und Dateiformaten machen Cura zu einer beliebten Wahl. Einige möglicherweise versteckte Funktionen und Probleme mit RAM in älteren Versionen können jedoch als Nachteil angesehen werden.

Simplify3D ist kostenpflichtig, bietet jedoch fortgeschrittene Funktionen und detailliertere Einstellungen. Es unterstützt eine große Anzahl von 3D-Druckern und ermöglicht Funktionen wie eine interaktive Vorschau, die Modifikation einzelner Druckschichten und das Drucken mehrerer Objekte gleichzeitig. Simplify3D benötigt weniger Arbeitsspeicher und erzielt in der Regel glattere Oberflächen und bessere Rundungen. Der höhere Preis und das Fehlen von Plug-Ins und Add-Ons sind jedoch potenzielle Nachteile.

Zusammenfassend kann gesagt werden, dass Cura eine gute Wahl für Anfänger und Heimanwender ist, während Simplify3D mit seinen professionellen Funktionen erfahrene Benutzer anspricht. Es gibt keine eindeutige „beste“ Software, da beide Slicer ihre Vor- und Nachteile haben. Die Entscheidung sollte auf den individuellen Bedürfnissen und Präferenzen basieren.

Fazit

Die Drucke auf FDM Basis benötigen viel Zeit, sowohl während des Druckens, als auch in der Nachbearbeitung. Will man eine glatte Oberfläche für die Weiterverarbeitung haben, ist langes und ausdauerndes Schleifen notwendig. Im Gegensatz zu Resin Drucken sind die FDM Drucke allerdings deutlich stabiler. PLA ist unkompliziert im Druck, allerdings schwieriger in der Berarbeitung. ABS lässt sich besser schleifen, dünstet während des Druck aber giftige Dämpfe aus. Andere, noch stabilere Materialien, wie z.B. Carbon oder PETG reagieren sehr empfindlich auf die Umgebungstemperatur beim Druckvorgang. Zudem kann nicht jeder Drucker die dafür notwendige Temperatur erzeugen.

Druckbeispiele

Fallout Atombombe, Filament Druck
Alien, Filament Druck
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Ich bin SEO-Experte, Webdesigner/Developer und Hobbyfotograf mit einer Leidenschaft für Architektur- und Portraitfotografie. Ursprünglich habe ich Kunstgeschichte, mittelalterliche Geschichte und Byzantinistik studiert und anschließend mein Architekturwissen in Bauforschung und Denkmalpflege erweitert. Die Fotoleidenschaft begann bereits im Alter von 10 Jahren mit einer Canon FTP, die mich über 20 Jahre und einige 10.000 Fotos ohne Probleme begleitet hat. Seit dem Umstieg auf die Digitalfotografie bin ich nun ins Nikonlager gewechselt und habe diese Entscheidung nie bereut.

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